Das Schloss Gloggnitz war ein Tochterkloster des bayrischen Benediktinerstiftes Formbach am Inn , welches den Grafen Eckbert I. zu Formbach-Pitten und seiner Muhme Himiltrudis zu Gründern hat.
Einige Mönche erweiterten auf dem „Eichbühel“, unserem Schlossberg, die schon bestehende Zelle (cella monachorum) zu einem Kloster, das erstmals 1092 urkundlich erwähnt wird.
Durch weitere Stiftungen , Ankäufen und Tausche entwickelte sich das Kloster zu einer Probsteiherrschaft und zum Geistigen, Wirtschaftlichen und kulturellem Mittelpunkt der Region.
Obwohl weiterhin die Formbacher als eigentlicher Geschäftsträger anzusehen waren, handelten „die Herren auf dem Berg zu Gloggnitz“ , aufgrund Ihrer örtlichen und wirtschaftlichen Macht, recht autonom .Das Kloster hatte viele Persönlichkeiten der Zeitgeschichte zu Gast und wurde kontinuierlich erweitert und aufgebaut.
Um den vielen Gefahren der damaligen Zeit zu trotzen , wurde das Kloster befestigt und 1556 als Zufluchtsort erwähnt.
Mutter- und Tochterkloster wurden 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluß (Beschluss der letzten Reichsabordnung in Regensburg) verweltlicht. Das nun als Schloss bezeichnete Gebäude kam vom Staats- in Privatbesitz (1825) und 1928 in Gemeindebesitz und beherbergte bis zur Renovierung zahlreiche ärmere Familien.
1980-1985 wurden zuerst das Dach und die Rinnen erneuert (rd. 35.000 stk. Eternitplatten)
und dann das restliche Gebäude bis zur Landesausstellung „Eroberung der Landschaft“ im Jahr 1992 renoviert.
Als Nachnutzung initierte die Stadtgemeinde das Projekt Hochzeitsschloss, und war damit die erste Gemeinde , die Heiraten im Schloss in diesem Umfang anbot.
Seit 1993 geben sich im Schnitt jährlich 150 Paare das Ja-Wort.
Neben Hochzeiten beherbergt das Schloss Gloggnitz ein Restaurant , Atelier-Galerieräumlickeiten sowie Museumräumlichkeiten der Pfadfindergilde Wartenstein im Oratorium der Schlosskirche.
Als Anekdote: Bei der Sichtung alter Unterlagen im Archiv des Museums in der Schlosskirche stießen Forscher auf eine Niederschrift über Kloster und Kirche zu Gloggnitz auf 3 Papierseiten aus dem Jahre 1932.
Bemerkenswert ist vor allem folgender Absatz ,bezogen auf die erste Hälfte des 17.Jahrhunderts, der da lautet: 1618-1648 finden im Kloster Gloggnitz wiederholt Landsknechthochzeiten statt, auch andere hohe Persönlichkeiten lassen sich im Kloster trauen, insbesondere solche aus der Steiermark
Obwohl für diese Landsknechthochzeiten die Origanalurkunden heutzutage fehlen, ist es wert erzählt zu werden. Eine historische Basis für das Hochzeitsschloss im ehemaligen Benediktinerkloster ist es auf jeden Fall.
Kleine Zeittafel
Steinzeitliche , Bronzezeitliche Funde im Schwarzatal
1200-1000 v.Ch. Bergbausiedlung im nahen Gasteil
8./9./10 Jh. Funde belegen Siedlungen im Gloggnitzer Gebiet, hauptsächlicher slawischer Herkunft Klokotnica=glucksender Bach
1001 (1011) St. Othmarkapelle in Gloggnitz
um 1084 bauen Mönche eine Zelle durch die Stiftung der Grafen Formbach-Pütten
1094 Klostergründung durch die Benediktiner aus Formbach am Inn
1134 Die Festlegung der Grenzen des Herrschaftsbereiches des Klosters
1184 Walther von der Vogelweide zu Besuch im Kloster
1200 Das Kloster wird zur Probstei ernannt
1204 Bischof Wolfger von Passau
1227 + 1247 Ulrich von Lichtenstein turnierte in Gloggnitz
1282 Rudolf von Habsburg ist zu Gast im Kloster
1309 Aufstände gegen das Kloster. Die Herren von Klamm, Wartenstein und Kranichberg vertreiben die Mönche
1334 Albrecht und Otto von Österreich zu Gast im Kloster
1343 Weinbau wird als wichtigste Einnahmequelle genannt. neben Land- und Forstwirtschaft und Schafzucht finden auch Gewerbebetriebe ,Tavernen, Mühlen, eine Schmiede, eine Säge ein Walk und ein Badehaus .Der Ort verzeichnet 21 Häuser und 110 Einwohner
1420 Probst Heinrich schreibt die Formbacher Bibel auf 540 Rollen Pergament
1451 Franziskaner und Wanderprediger Johann von Capistrano,
Kaiser Friedrich übernachtet 2x
1487 Brandschatzung Gloggnitz durch den ungarischen König Mathias Corvinius
1504 Abt Rumpler berichtet in seiner Chronik über Gloggnitz
1508 Kaiser Maximilian
1529 Türkeneinfälle
1556 Erwähnung des Klosters als Zufluchtsort
1574 Umbau der Klosterkirche
1622 Urkundliche Erwähnung der Markt Gloggnitz
1674 G.M. Vischer zeichnet das Kloster
1683 Türkeneinfälle , der „Bürger“ Hannsen Fäber verliert sein Leben bei der Verteidigung des Klosther
1692 Probst Wenkh barockisiert die Klosterkirche
1701 Errichtung des Hochaltars
1714 zeichnet Friedrich Bernhard Werner das Gloggnitzer Kloster
1728 am 21.Juli Kaiser Karl VI. samt Gemahlin Elisabeth und Tochter Erzherzogin Maria Theresia tafelten zu Mittag im Kloster
1730 – 1741 Probst Langpartner barockisiert die Klosteranlage und schreibt dessen Geschichte
1760 Errichtung der Seitenaltäre
1782 Papst Pius VI
1789 Erbauung des 36m hohen Zwiebelturmes
1803 Säkularisierung (Auflösung und verweltlichung) des Klosters
1805 +1809 Franzoseninvasion in Gloggnitz
1825 Verkauf des nunmehrigen Schloss Gloggnitz in Privatbesitz
1859 + 1862 Kronprinz Rudolf und Prinzessin Gisela zu Gast beim seinerzeitigen Eigentümer und Landespolitiker Dr. Johann Weitlof
1928 Übergabe an die Stadtgemeinde und Errichtung von Wohneinheiten für ärmere Familien
1962 Schlosskirche verliert ihren Status als Wahlfahrts- und Pfarrkirche durch die Fertigstellung der Christkönigskirche im Ortszentrum
1980 Restaurierungen der Schlossanlage anlässlich der Landesausstellung
1992 Landesausstellung
1993 Nachnutzung als erstes Hochzeitsschloss in dieser umfangreichen Form